Ortsgruppe Ellwangen
                    
Auf dem Frankenweg von Hersbruck nach Schnaittach am 07.10.2012

Völlig überraschend hat die Deutsche Bahn Anfang 1995 das Schöne-Wochenend-Ticket auf den Markt gebracht: für 15 DM konnten 5 Personen am Samstag und Sonntag mit Nahverkehrszügen durch ganz Deutschland fahren. - Daraufhin habe ich umgehend den damaligen Vorsitzenden der OG, Adolf Kling, darauf hingewiesen, was sich mit diesem neuen Tarifangebot für Möglichkeiten auftäten - sofern denn der Fahrplan dazu passt. - Die Antwort war nüchtern: gefragt sind Wanderungen in vertrauter Umgebung, mit Wirtshaus-Einkehr.

Nicht anders ist es zu erklären, dass bei der am 07.10. angebotenen Wanderung auf dem Frankenweg von Hersbruck nach Schnaittach die Beteiligung verschwindend gering war: ausser Familienangehörigen des Wanderführers fanden sich immerhin noch zwei Damen zu der Tour ein, als sich der Wanderführer schon wieder auf den Heimweg vom Bahnhof Ellwangen machen wollte, nachdem zum ohnehin knapp angesetzten Zeitpunkt des Treffpunkts (07:40, Zugabfahrt 07:48) noch niemand erschienen war.

Natürlich muss man hier erwähnen, dass es an jenem Sonntag Morgen - wie vorhergesagt - in Strömen geregnet hat, für den Tagesablauf jedoch Besserung angekündigt war, und so ist es dann auch gekommen. Außerdem musste man schon bei Dunkelheit aufstehen, aber der lausige Zwei-Stunden-Takt Richtung Nürnberg ließ keine andere Wahl.

Die zweistündige Anreise nach Hersbruck mit Umsteigen in Crailsheim und Nürnberg hat vielleicht den einen oder anderen von der Teilnahme abgehalten; man hatte sich jedoch viel zu erzählen, und die Zeit war schneller vergangen, als man erwartet hatte. Nachdem der Starkregen noch nicht nachgelassen hatte, wurde die Wanderung mit einer Stadtbesichtigung begonnen, welche aus Zeitknappheit ursprünglich nicht vorgesehen war. Da der Bahnhof Hersbruck rechts Pegnitz - gelegen an der Strecke von Nürnberg nach Bayreuth; es gibt auch noch einen Bahnhof Hersbruck links Pegnitz an der Strecke von Nürnberg nach Amberg - recht günstig zur Altstadt liegt, machte man einen halbstündigen Stadtrundgang über den Marktplatz, vorbei an Kirche und Schloss zum Wassertor und vorbei an zahlreichen Fachwerkhäusern zurück zum Bahnhof. Nach der Bahnsteigunterführung musste man eine jener bei Wanderern weniger beliebten Bausparkassensiedlungen passieren, ehe man bei Altensittenbach ein schönes fränkisches Dorf erreichte.

Hersbruck: Schlossportal und Wassertor

Dort begann dann der Anstieg auf die Jurahöhen, Ausläufer der Fränkischen Schweiz, und erstmals zeigte sich durch die graue Wolkendecke ein Stück blauen Himmels. Im Wald war es noch sehr feucht, und von den Hängen kamen Sturzbäche herunter; und wahrscheinlich nur unter solchen Begleitumständen war es möglich, dass Anneli einen Feuersalamander entdeckte.

Der Gipfel des Großen Hansgörgel (601 m) wurde ausgelassen, weil er laut Wegbeschreibung verwachsen und bei den tiefhängenden Wolken ohnehin keine Aussicht zu erwarten war. Auf der Hochfläche konnte man in der Ferne die Burg Hohenstein erkennen. Am westlichen Rand der Hochfläche, über welche auch ein archäologischer Pfad verläuft, erreichte man den Glatzenstein, eine Felsgruppe aus Weißjurakalk, welche freie Sicht Richtung Westen durch die ansonsten verwachsene Kante des Albtraufs bot. Inzwischen hatte der Regen aufgehört, und dementsprechend war die Luft recht klar, so dass man die Hochhäuser der etwa 25 km entfernten Städte Nürnberg und Erlangen erkennen konnte.

Inzwischen war es Mittag geworden, und weil man schon lange unterwegs war, machte sich der Hunger bemerkbar. Für ein Rucksackversper war es zu feucht, und nachdem dort oben am Glatzenstein ein gleichnamiges Gasthaus in der nahegelegenen Ortschaft Weißenbach mit gutem Mittagstisch geworben hat, wich man vom Pfad der Tugend auf dem Frankenweg ab und stieg etwa 100 Höhenmeter zum Wirtshaus hinunter.

Und dabei erlebte man das „Wunder vom Glatzenstein": wegen der großen Feuchtigkeit waberten noch Nebelschwaden durch die Wälder, durch welche sich dann die Sonnenstrahlen kämpften, was ganz eigenartige Effekte bot.

auf dem Glatzenstein: Blick zur Festung RothenbergBerggasthof Glatzenstein in Weißenbach bei SchnaittachBerggasthaus

Das Essen war reichlich und gut, allerdings mit langer Wartezeit verbunden. Dies hatte leider zur Folge, dass wir nicht rechtzeitig zum Führungsbeginn zur vollen Stunde - aber davon wussten wir nichts, auch der Wanderführer war nicht informiert, da auch dieser Programmpunkt nicht vorgesehen war - am Eingangstor der Festung Rothenberg angekommen sind, sondern erst gegen 15:20. Diese sollte einst die Westgrenze der altbayerischen Oberpfalz sichern und wurde als eine der größten Barockfestungen Europas in einer bayerischen Exklave mitten im Gebiet der Freien Reichsstadt Nürnberg errichtet. Nachdem Nürnberg 1806 bayerisch geworden war, hatte die Festung ihre Aufgabe verloren und wurde teilweise auf Abbruch verkauft. Es sind aber noch eindrucksvolle Kasematten erhalten geblieben. Die Ellwanger Ortsgruppe war im Jahre 2008 dort zu Besuch, was in eindrucksvollen Bildern des früheren stellvertretenden OG-Vorsitzenden Gerhard Rüdinger dokumentiert ist.

Blick zum Glatzenstein
Graben, Brücke und Tor der Festung RothenbergAbstieg von der Festung Rothenberg nach SchnaittachBauzug mit V200 im Bahnhof Lauf rechts der Pegnitz

Da das restliche Programm bei einem Führungsbeginn erst um 16 Uhr zu spät geworden wäre - und ohne Führung gab es keinen Zutritt zur Festung, das Tor war verschlossen -, ist man abgestiegen über aussichtsreiche Wiesen mit Streuobstbepflanzung zum Bahnhof nach Schnaittach. Auch hier hat die Zeit zur Besichtigung des hübschen fränkischen Marktes gefehlt. Mit Zug und Schienenersatzverkehr (SEV) ging es weiter in die Kreisstadt (Landkreis Nürnberger Land) Lauf bei Nürnberg, wo man, diesmal bei schönstem Wetter, den obligatorischen Cafébesuch und dann noch einen eindrucksvollen Stadtrundgang über verschiedene Pegnitzbrücken zum mittelalterlichen Wenzelschloss unternommen hat, welches zur Zeit Karls IV. (deutscher Kaiser von 1348 bis 1378, aus dem Hause Luxemburg) zur Sicherung der Straße von Nürnberg nach Prag erbaut wurde.

Schließlich fuhr man gegen 17:30 mit dem Bus (SEV) nach Nürnberg, wo sich die Wege trennten: die beiden Damen zurück nach Ellwangen, der Wanderführer mit Familienmitgliedern zum Hauptwohnsitz. Deshalb ergab sich auch tariftechnisch ein Problem. Bei einer Beteiligung von etwa zehn Personen liegt der anteilige Preis eines Wochenendticket (derzeit - aber nicht mehr lange - bei 40 EUR für fünf Personen) bei etwa 10 EUR / Person; wenn sich aber zwei Personen ein Wochenendticket teilen müssen, wird es erheblich teurer.

Die Wanderstrecke war mit etwa 12 km recht kurz ausgefallen. Auf die ursprünglich vorgesehene zweite Wanderung von Simmelsdorf über die Lillachquelle nach Weißenohe wurde verzichtet, weil man wegen der wetterbedingten Programmänderung (Stadtbesichtigung Hersbruck) und der langen Wartezeit aufs Mittagessen in Verzug geraten war. In der Ausschreibung war ohnehin angeboten worden, dass man diese Zusatzwanderung nicht mitmachen müsse und stattdessen ein Alternativprogramm unternehmen könne. Und dazu ist es dann auch gekommen.

Lauf an der Pegnitz:
Nürnberger Tor und Wenzelschloss

Wer nicht dabei war, hat sich um die seltene Gelegenheit gebracht, diese schöne Landschaft mit ihren malerischen fränkischen Kleinstädten kennen zu lernen. Denn wann kommt man schon von Ellwangen aus in diese Gegend?

Wanderführung, Text und Photos: Wolfgang Fischer (15.11.2012) wf@wrfm.de

Bearbeitungsstand: 30.05.2022

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