Ortsgruppe Ellwangen
                    
Auf dem Georg-Fahrbach-Weg zum Öhringer Weihnachtsmarkt

Bei der Ellwanger Albvereins-Ortsgruppe waren Ganztags-Wanderungen oder -Ausflüge in der dunklen Jahreszeit, ungefähr im Zeitraum, solange die Winterzeit gilt, bisher nicht üblich. Davon ist man jetzt einmal abgewichen; am zweiten Samstag im Advent, am 03.12.2011, wurde eine Wanderung von den Höhen des Schwäbischen Waldes zum Öhringer Weihnachtsmarkt angeboten. Über das Angebot auf Weihnachtsmärkten kann man geteilter Meinung sein. Jedenfalls sehen sie bei Dunkelheit romantisch aus, deshalb passt es gerade, wenn man bei Einbruch der Dunkelheit dort ankommt und bis zur Rückfahrt noch Zeit zum Bummeln hat.

Nach Einreichung des Wandervorschlages im Oktober 2010 hatte sich eine Fahrplanänderung bei der Busverbindung von Ellwangen nach Schwäbisch Hall ergeben, mit der Folge, dass der Anschluss Richtung Mainhardt nicht erreicht werden konnte. Deshalb fuhr man mit Privat-Pkws bis zum Bahnhof von Schwäbisch Hall. Dort, kanpp außerhalb der Innenstadt, gibt es sogar noch kostenlose Parkplätze.

Für den Nachmittag war Regen angesagt; vielleicht auch deshalb hielt sich der Zuspruch stark in Grenzen. Für die Wanderer genügte zunächst ein einziges Auto! In Schwäbisch Hall waren es dann aber zwei geworden; die anderen waren etwas zu spät am Treffpunkt in Ellwangen erschienen und dann nach Schwäbisch Hall nachgefolgt. So kam schließlich eine Gruppe von sieben Wanderern zusammen.

Der Bahnhof liegt hoch oben über der Stadt, und dort wurde bei noch guter Witterung das obligatorische Gruppenbild vor der Kulisse der Altstadt aufgenommen, bevor es über eine Treppenanlage, durch enge Gassen und dann entlang dem Kocher zum Busbahnhof ging; dieser liegt am nördlichen Ende der Altstadt auf der urologisch (orographisch) rechten Seite des Kochers.

Man kam knapp vor der Abfahrt am Busbahnhof an, und beim Bus handelte es sich um ein Fahrzeug mit lediglich 16 Sitzplätzen. Bei einer größeren Gruppe hätte es Probleme gegeben. - Für die Fahrt wurden zwei „Tageskarten plus Gesamtnetz" des Heilbronner Verkehrsverbundes gekauft, zum Preis von (damals noch) je 15 Euro für 5 Personen. Die Umlage ergab somit einen Fahrpreis von Euro 4.30 pro Person (x 7 = 30.10 EUR) für die Hinfahrt nach Neuhütten und die Rückfahrt ab Öhringen. - Ein solches Angebot sucht man bei Ostalbmobil vergebens; dort gibt es nicht einmal Tageskarten. - Mit dem Bus ging es dann über Mainhardt nach Neuhütten, das zur Gemeinde Wüstenrot im Landkreis Heilbronn gehört. Der Name deutet daraufhin, dass der Ort aus einer Glashütte entstanden ist. Solche wurden seit der frühen Neuzeit im Schwäbischen Wald angelegt, da die Erträge aus der Landwirtschaft nicht ausreichend waren.

Gruppenbild vor der Kulisse von Schwäbisch Hall

Die Bushaltestelle befindet sich gegenüber der Kirche, die im sogenannten Württembergischen Kameralamtsstil erbaut ist:

Zwischen 1820 und 1845 herrschte in Württemberg ein schlichter, funktionaler Baustil für Kirchen mit nur wenigen Schmuckelementen vor. Der Blick der Kirchenbesucher war statt auf einen Chorabschluss auf eine flache Stirnwand mit der Kanzel in der Mitte gerichtet. Der Architekt dieser Kirchen war Baurat Bernhard Adam Groß, von ihm stammt eine große Zahl von württembergischen Kirchen jener Zeit.
Solche Kirchen gibt es auch in Fichtenberg sowie in Grab (am Limeswanderweg zwischen Mainhardt und Murrhardt).

Bereits im 19. Jahrhundert stieß die Bauart der Kirche bei Zeitgenossen auf Kritik. Ihr nüchternes Aussehen wurde als "Kameralamtsstil" bezeichnet. Die Kameralämter waren die damaligen Finanz- und Baubehörden.

Die schmucklose Bauweise setzte sich nicht durch und Architekten griffen stärker auf historische Vorbilder - vor allem die Gotik - zurück. Seit den 1840er Jahren wurden deshalb Kirchen im neugotischen Stil erbaut.

Kirchen im württembergischen Kameralamtsstil:
Neuhütten (links) und Fichtenberg (rechts)
Die Wanderer vor dem Steinknickle-Turm bei Neuhütten Blick vom Steinknickle über Neuhütten zur Hohen Brach (586 m), der höchsten Erhebung der Schwäbisch-Fränkischen Waldberge Oberheimbach Gde.Wüstenrot

Nach Besichtigung der Kirche begann gegen elf Uhr die Wanderung, welche über 15 km vom Mainhardter Wald bis nach Öhringen führen sollte. In Neuhütten fiel der an zentraler Stelle angebrachte Schaukasten der Albvereins-Ortsgruppe auf. Nach etwa 10 Minuten wurde beim Aussichtsturm auf dem Steinknickle mit 525 m Höhe der höchste Punkt der Wanderung wie auch der Georg-Fahrbach-Weg erreicht. Georg Fahrbach war von 1939 bis 1973 Vorsitzender des Schwäbischen Albvereins. Der nach ihm benannte Wanderweg führt von seinem Geburtsort Criesbach im Kochertal nach Stuttgart, wo er die längste Zeit seines Lebens verbracht hat.

Auf dem gut ausgeschilderten Weg erfolgte zunächst ein Abstieg nach Oberheimbach, danach erreichte man eine Ebene, welche um einiges tiefer liegt als die Hochfläche bei Neuhütten. Hier ist die Schichtstufenlandschaft besonders deutlich ausgeprägt: über der Hohenloher Ebene (Muschelkalk) liegt eine Stufe aus Schilfsandstein, welche die Hochflächen der Waldenburger Berge oder - auf unserer Wanderung - bei Oberheimbach bildet; darüber liegt, oberhalb vom Knollenmergel, die oberste Keuperstufe, welche vom Stubensandstein gebildet wird und den Hauptteil der Hochflächen ausmacht.

Anschießend gab es einen steilen Abstieg nach Geddelsbach (Gemeinde Bretzfeld, Hohenlohekreis), das wir nach etwa zweistündiger Wanderung gegen 13 Uhr erreichten. Jetzt war der richtige Zeitpunkt für die Mittagseinkehr, die im Gasthaus „Lamm" vorgesehen war. Im zugehörigen Weinkeller gab es zunächst eine Weinprobe der hauseigenen Weinlage „Schneckenhof". Im Angebot der Speisekarte war ein „Naturparkteller" zu 12 Euro: Schweinelende mit Spätzle und Salat, dazu ein Viertel Rotwein. So hat sich das Essen bis gegen 14:30 hingezogen, was aber im Zeitpuffer enthalten war. Während der Mittagseinkehr war auch die angekündigte Regenfront angekommen, und der weitere Weg verlief bei Nieselregen. Vorbei an der Kelter der kleinen Ortschaft (250 Einwohner) wurde der einzige nennenswerte Anstieg des Tages durch die Weinberge auf die Buchhorner Höhe in Angriff genommen. Auch jetzt Anfang Dezember konnte man noch Äpfel klauben und süße Traubenstengel an den Reben finden.

Gasthaus „Lamm" in Geddelsbach Äpfelklauben im Advent!
(bei Geddelsbach)

Nach Durchquerung von Buchhorn ging es durch ein bewaldetes Tal vom Schwäbisch-Fränkischen Wald hinab zur Hohenloher Ebene, welche man unterhalb vom Schlösschen Charlottenberg bei Pfedelbach erreicht. Am Ortsrand interpretierten die vorauseilenden Wanderer einen Wegweiser, der eigentlich zum Linksabbiegen animieren sollte, aber auch anders interpretiert werden konnte, nicht richtig. Da es dem Wanderführer gelegen kam, auch noch das Ortszentrum von Pfedelbach kennenzulernen, hat er darauf verzichtet, den Voraustrupp zurückzupfeifen. - Durch eine Bausparkassensiedlung gelangte man somit zum Schloss Pfedelbach, und man hatte den Zeitpunkt günstig gewählt, denn am 2.Advent findet dort ein Weihnachtsmarkt statt, auf welchem leckere Waffeln angeboten wurden.

Geddelsbach im Brettachtal

Nach einer weiteren Stunde Wanderung, teilweise querfeldein, erreichte man bei Einbruch der Dunkelheit gegen 16:45 den Schlosspark von Öhringen. Auf dem Weihnachtsmarkt gönnte man sich ein Glas Glühwein. Den weiteren Aufenthalt bis zur Zugabfahrt nach Schwäbisch Hall um 18:25 konnte jeder nach Belieben gestalten, z.B. das Schlossmuseum besichtigen (Eintritt frei). Gerade noch rechtzeitig fand sich die gesamte Kleingruppe wieder am Bahnsteig zusammen, als bereits der Zug einfuhr, und nach 25 Minuten Bahnfahrt war man wieder in Schwäbisch Hall angekommen, wo sich dann die Wege trennten. Aber im Gegensatz zu den anderen, die sich von der Wanderung ausruhen konnten, hatte eine Teilnehmerin anschließend noch eine anstrengende Arbeitsschicht vor sich!

Schloss Pfedelbach
Im Gegensatz zur Dissertation von Karl Theodor von Guttenberg sind fremde Quellen farbig hinterlegt
Wanderführung, Text und Photos: Wolfgang Fischer (28.12.2011) wf@wrfm.de

Bearbeitungsstand: 30.05.2022

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