Ortsgruppe Ellwangen
                    
Auf dem Pendolino-Wanderweg von Neukirchen nach Neuhaus/Pegnitz
Zwanzig Wanderer,  darunter
zwei minderjährige
,  trafen sich am frühen  Sonntagmorgen
am 10.10.2010 um dreiviertel acht am Ellwanger Bahnhof zum Aufbruch zum sogenannten Pendolino-Wanderweg. Dieser verbindet die Bahnstationen Neuhaus/Pegnitz und Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg. Neuhaus liegt an der Fichtelgebirgsbahn von Nürnberg nach Bayreuth sowie über Marktredwitz nach Hof und Eger; Neukirchen ist Eisenbahnknotenpunkt an der Strecke der ehemaligen Bayerischen Ostbahnen von Nürnberg nach Pilsen und Prag über Amberg, Schwandorf und Furth im Wald. In Neukirchen zweigt die Strecke ab über Vilseck am Südrand des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr nach Weiden in der Oberpfalz. Als Ausgleich für das aufgegebene Projekt der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf sind auf den genannten Strecken seit den früheren Neunziger Jahren Triebwagenzüge mit Neigetechnik unterwegs, genannt Pendolino. Diese erreichen im Regionalverkehr beachtliche Reisegeschwindigkeiten von knapp 100 km/h. Der Wanderweg ist mit einem Bild der Pendolino-Züge der Baureihe 610 im DB-Farbschma zur Zeit der Auslieferung (türkis / elfenbein) beschildert.
Pendolino-Wanderweg

Nach einer Anreise über etwa 160 Kilometer und mehr als zweistündiger Fahrt mit Umsteigen in Crailsheim und Nürnberg erreichte man den Ausgangspunkt Neukirchen im oberpfälzischen Landkreis Amberg-Sulzbach (441 m). Dort begann dann am 10.10.10 um 10:10 die 22 km lange Wanderung nach Neuhaus an der Pegnitz. Ausgerechnet am Ausgangspunkt war die Markierung mehr als dürftig, aber nach Querung einer trockenen und freundlicherweise auch abgemähten Wiese wurde der markierte Weg erreicht. Bei wunderschöner Herbstfärbung ging es durch Wälder mit vielen eingesprengten Felsen vorbei am zugesperrten Schloss Neidstein, weiter über Ortschaften mit so hübschen Namen wie Tabernackel und Mittelreinbach. Im Zug waren Mitreisende belauscht worden, die erzählt hatten, dass der Ausschank auf dem Zantberg an diesem Tag zum letztenmal in dieser Saison geöffnet hatte. Dies wurde zum Anlass genommen, vom ausgeschilderten Weg abzuweichen und den Wanderern den zusätzlichen Aufstieg auf die Zant (647 m) zuzumuten. Dort tummelte sich auf einer Waldlichtung eine größere Menge Volkes, was zu langem Anstehen für Getränke und kleine Speisen führte. Man befindet sich dort auf einem der höchsten Berge der Umgebung, hat jedoch keinerlei Aussicht. Der Aussichtsturm war baufällig und ist scbon vor Jahrzehnten abgebrochen worden, wird aber offenbar auch nicht ernsthaft vermisst, solange die Verpflegung gewährleistet ist.

südlich von Mittelreinbach, im Hintergrund der Zantberg (647 m) hier ist des Volkes wahrer Himmel: auf dem Zantberg (647 m) Oberpfälzer Jura: Blick vom Ossinger zum Zantberg

So gerieht der Zeitplan etwas in Verzug. Bei Eschenfelden passierte man eine große unterirdische Erdgas-Speicherstation, dann begann schon der nächste Aufstieg zum 644 m hohen Ossinger. Auch dort befand sich eine heillos überlastete Wirtschaft, zusätzlich allerdings ein Aussichtsturm, der jedoch teilweise eingewachsen ist, immerhin jedoch eine Sicht bot zum Parkstein bei Weiden, über den Basaltkegel des Rauhen Kulms zur Kösseine im südöstlichen Fichtelgebirge und in Richtung Westen nach Betzenstein in der Fränkischen Schweiz.

Drei Damen wählten den kurzen Abstieg nach Königstein und nahmen von dort aus den Bus nach Hersbruck. Die anderen stiegen in westlicher Richtung vom Ossinger ab. An einer Abzweigung hat eine Markierung gefehlt; deshalb gerieht man kurzzeitig vom rechten Weg ab, was jedoch schnell bemerkt und mit einer kurzen Querfeldein-Wanderung wieder korrigiert wurde. Auf den restlichen acht Kilometern bis Neuhaus gab es keinerlei Steigungen mehr. Man passierte die Mysteriengrotte und erreichte schließlich durch ein gewundenes Trockental das Tal der Pegnitz und dann gegen 17:30 den Bahnhof in Neuhaus. Wegen der langen Wartezeiten bei der zweimaligen Einkehr blieb bis zur Zugabfahrt um 17:50 nicht mehr genügend Zeit für eine Besichtigung des hübschen Ortes, welcher von der Burg Veldenstein überragt wird; diese war zeitweise Privatbesitz von Hermann Göring.

vor der Ossinger-Hütte (mit Aussichtsturm) die
Vorstandschaft
beim Aufstieg zum Ossinger (651 m)

Im völlig überfüllten Franken-Sachsen-Express ging die Rückfahrt ohne Zwischenhalt nach Nürnberg (53 km), und die Ellwanger Wanderer konnten bei dieser Gelegenheit erleben, dass es auch schnellen Regionalverkehr gibt und nicht nur solche Züge, die keine Haltestelle auslassen, wie man dies in Ellwangen nicht anders kennt. Nachdem der Wanderführer seine Truppe bereits in Nürnberg im Stich gelassen hatte, war man wie versprochen kurz nach acht zurück in Ellwangen.

Abstieg vom Ossinger nach Königstein (Oberpfalz)
nordwestlich vom Ossinger Mysteriengrotte zwischen Neuhaus/Pegnitz und Königstein Neuhaus/Pegnitz, mit Burg Veldenstein

Der Pendolino-Wanderweg ist zwar abwechslungsreich, kann aber trotzdem nicht ohne Vorbehalt empfohlen werden, da unterwegs keinerlei sehenswerte Ortschaften oder andere Besonderheiten berührt werden. Auf die völlig fehlende Aussicht auf der Zant und auf die eingeschränkte Aussicht auf dem Ossinger wurde bereits hingewiesen. Für die meisten Wanderer aus Ellwangen war dies völliges Neuland, und für 9 EUR Fahrtkostenbeteligung (es waren 4 Wochenendtickets zu je 37 EUR gekauft worden) war bei noch erträglicher An- und Abreisezeit eine recht anspruchsvolle Wanderung geboten worden. Wegen des schönen Wetters waren Sonntagsausflügler zu Hauf unterwegs, was sich mit vollen Zügen und Wartezeiten bei der Bewirtung bemerkbar machte.

Wanderführung, Text und Photos: Wolfgang Fischer (1.1.11) wf@wrfm.de

Bearbeitungsstand: 30.05.2022

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