Weinsberger Tal und Löwensteiner Berge am 11.10.2009 | ||
Der bedeckte Himmel war wohl die Ursache, dass sich nur 13 Wanderer zur Ganztageswanderung rund um das Weinsberger Tal eingefunden hatten. Die Sonne ließ sich den ganzen Tag nicht blicken; immerhin blieb es trocken und mild genug, um das späte Mittagessen im Freien einzunehmen, nachdem die Besenwirtschaft „Zum Fässle" in Rittelhof unterhalb Löwenstein völlig überlaufen war. | ||
Aussicht vom Hundsberg bei Eschenau; links: Obersulm-Weiler mit dem Breitenauer See, rechts: Eichelberg und Reisach | versteckt in den Löwensteiner Bergen: Kloster Lichtenstern | |
Mit der Bahn ging es um 07:48 über Crailsheim nach Öhringen, dann noch einige Stationen mit der Stadtbahn bis zum Bahnhof Eschenau, bahnamtlich „bei Heilbronn", verwaltungsmäßig zur Gemeinde Obersulm gehörig. Der lästige Aufenthalt in Crailsheim konnte mit Zeitschriftenlesen und Kaffeetrinken im Bahnhofskiosk überbrückt werden. Beim Durchqueren von Eschenau waren die Wanderer auch nach zweistündiger Bahnfahrt noch so sehr ins Gespräch vertieft, dass das Barockschloss, an dem man vorbei kam, überhaupt nicht registriert wurde. Danach musste erst mal der Aufstieg - etwa 150 Höhenmeter - zum Hundsberg bewältigt werden. Entlang der Bergkante boten sich schöne Ausblicke über das Weinsberger Tal nach Löwenstein und zum Breitenauer See, auf dem eine Segelregatta abgehalten wurde. | ||
Reisach und Hößlinsülz bei Löwenstein | Kloster Lichtenstern | |
Über die Zigeunerfohrle und den Friedrichshof - eine Behinderteneinrichtung der evangelischen Kirche - erreichte man die nächste Ortschaft, Eichenau. Weiter ging es durch üppig mit Trauben behängte Weinberge Richtung Reisach, dann über einen Höhenrücken zum versteckt gelegenen ehemaligen Kloster Lichtenstern; auch dort sind Behinderte untergebracht. Zur Abwechslung folgte ein Wegstück im Wald; bei Waldaustritt tat sich ein schöner Blick über das Weinsberger Tal auf, und wir waren schon ganz nahe an Löwenstein herangerückt. Zunächst wurde der am Hang gelegene Friedhof durchquert. Dort befinden sich einige Mammutbäume, auch Wellingtonien genannt, sowie etliche historische Grabdenkmäler aus dem 19.Jahrhundert, auch einer mit der Inschrift: Hier liegt begraben die Asche der Seherin von Prevorst. - Diese jung verstorbene Frau, die aus dem Ort mit dem seltsam klingenden Namen in den Löwensteiner Bergen stammte, war beim Oberamtsarzt von Weinsberg in Behandlung. Diese Stelle war seinerzeit mit Justinus Kerner besetzt, und dieser hat über den rätselhaften Fall sogar sein Hauptwerk geschrieben; darin heißt es unter anderem: Seitwärts der württembergischen Stadt Löwenstein auf dem Gebirge, dessen höchste Spitze der 1879 Fuß über die Meeresfläche erhabene Stocksberg bildet, liegt von allen Seiten vom Wald und Klingen umgeben, in romantischer Abgeschiedenheit, das kleine Dorft Prevorst. |
Keiner wirft einen Blick auf das Schloss von Eschenau! | Kloster Lichtenstern | Abstieg von Löwenstein nach Teusserbad | Wohnturm: Schloss Lautereck in Teusserbad |
Die romatisch gelegene Altstadt von Löwenstein wurde in einer Schleife durchquert, mit Hinweis auf das Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörte Stammschloss der Grafen von Löwenstein-Wertheim sowie auf eine Gedenktafel für den Ingenieur Wilhelm Maybach, einem Pionier in der Frühzeit des Autobaus, dessen Vorfahren zum Teil aus Löwenstein stammten. Man freute sich über die Schrebergärten an der Stadtmauer und die weitreichende Aussicht. | ||
Blick von Nordwesten auf Löwenstein | Lehrensteinsfeld: Rathaus und Wehrturm | |
Damit war es aber nun vorbei, denn zur Einkehr musste ins Tal abgestiegen werden. Auf dass erfüllet werde die Schrift oder vielmehr der Wanderplan, erfolgte der Absteig nicht auf dem markierten Weinwanderweg, sondern - ebenfalls über eine endlose Treppe - hinunter zum Teusserbad. Bis in die Dreißiger Jahre gab es dort Kurbetrieb; jetzt findet man dort nur noch eine Sprudel-Abfüllanstalt sowie das Wasserschloss Lautereck, einen hochgebauten Wohnturm mit eigenwilligen Formen. | ||
Speicherbecken unterhalb vom Hundsberg bei Eschenau Gde.Obersulm | die Zigeunerfohrle beim Friedrichshof | Abstieg vom Friedrichshof nach Eichelberg |
Erst gegen 14 Uhr wurde dann der Weiler Rittelhof unterhalb Löwenstein erreicht; in der dortigen Besenwirtschaft war die Mittagspause vorgesehen, aber die Wirtin hatte schon am Vortag darauf hingewiesen, dass sie keine Reservierungen annehmen könne. Wer gehofft hatte, in Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit im Innern der Wirtschaft einen Sitzplatz zu finden, konnte sich angesichts der Anzahl der reihum geparkten Fahrzeuge vorstellen, dass hier auch mit Zweckoptimismus nichts zu erreichen war. Immerhin wurden wir ausserhalb - wenig romantisch, aber bei erträglichen Temperaturen - im Freien abgespeist. | ||
Schrebergärten an der Stadtmauer von Löwenstein | Blick auf Löwenstein | Ziel in Sicht! (bei Lehrensteinsfeld) |
Die Einkehr zog sich dann aber bis halb vier hin, so dass die Zeit für den Rückweg zur nächstgelegenen Haltestelle allmählich knapp wurde. Ab Hößlinsülz wurde deshalb eine teilweise weglose Abkürzung riskiert, aber der Weg war unproblematisch und hat gegenüber der offiziellen Ausschilderung etwa zwanzig Minuten eingespart. |
Zuerst durch die Weinberge von Hößlinsülz, dann durch ein Tal, nochmals ein kurzes Stück durch Wald und schließlich über den westlichen Abhang des Föhrenberges erreichte man einen Sattel, von dem aus man erstmals den vorgesehenen Zielort Lehrensteinsfeld sehen konnte. Bis dorthin wanderte man auf schönen Feldwegen ohne Markierung noch eine knappe halbe Stunde und zog dann entlang dem Wehrturm in den Ort ein. Nach zwanzig Kilometern Wegstrecke war es überhaupt keine Diskussion, dass man mit dem Bus zur Bahnstation Ellhofen fährt, anstatt weitere sechs Kilometer entlang der Autobahn zum Bahnhof Weinsberg zu marschieren. Der Bus kam unbesetzt und pünktlich um 17:20. Bis zur Zugabfahrt in Ellhofen blieb noch Zeit für eine kurze Kaffeepause. Und der unvermeidliche Aufenthalt in Crailsheim bot Gelegenheit zu längeren Gesprächen. |
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Lehrensteinsfeld: Wehrturm und Schloss | |||
Kurz nach 20 Uhr war man zurück in Ellwangen. Auf dem Hausbahnsteig bedankte sich das Vorstandsehepaar Rüdinger, das trotz abschreckender Entfernungs- und Höhenmeter-Voraussagen mitgewandert war, beim Wanderführer. | |||
Wanderführung und Text: Wolfgang Fischer Fotos: Gerhard Rüdinger (6), Wolfgang Fischer (Oktober 2009) | wf@wrfm.de |
Bearbeitungsstand: 30.05.2022 | ![]() |
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