Der Virngrund | |
Seine Landschaft und seine Geschichte |
Ellwangen war jahrhundertelang - bis 1802 - die Hauptstadt eines eigenen politischen Gebildes, der Fürstprobstei Ellwangen. Von den Hauptstadtfunktionen sind einige Behörden und Ämter übrig geblieben, die teilweise für einen weiten Umkreis - bis nach Bad Mergentheim - zuständig sind.
Am südöstlichen Rand der heutigen Region Heilbronn-Franken erwarb die damalige Benediktinerabtei und spätere Fürstprobstei Ellwangen bereits im 11. Jahrhundert mit dem Virngrund – im Bereich des oberen Bühlertals – ein Rodungsgebiet, zu dessen Sicherung die Tannenburg und die benachbarten Orte Bühlertann und Bühlerzell angelegt wurden. Bis 1608 konnte Ellwangen – in Rivalität mit Ansbach – sukzessive auch den Großteil der Rechte an Stimpfach/Jagst, südlich Crailsheim, sowie weitere kleine Besitzanteile in diesem Raum an sich bringen. 1803 gelangte das gesamte umfangreiche Territorium der Fürstprobstei an Württemberg, wobei die Stadt Ellwangen bis 1806 zur Hauptstadt für Neuwürttemberg wurde, d.h. zum Sitz der Oberlandesregierung für alle von Württemberg damals erworbenen neuen Lande, mit den drei Landvogteien Heilbronn, Ellwangen und Rottweil. Nach verschiedenen Umgliederungen wurde Württemberg 1818 neu eingeteilt in Kreise, die nicht den heutigen Landkreisen, sondern den Regierungspräsidien entsprechen. Neben Neckar-, Schwarzwald und Donaukreis wurde auch der Jagstkreis gebildet, dessen Hauptstadt Ellwangen war. Diese Verwaltungsgliederung hatte bis 1924 Bestand. Damals verlor Ellwangen die Funktion des Sitzes eines Regierungspräsidiums. 1934 wurden die württembergischen Oberämter nach preußischem Vorbild in Kreise umbenannt. Bei einer Kreisreform wurde 1938 das Oberamt Ellwangen aufgelöst und in den Landkreis Aalen eingegliedert mit Ausnahme der Gemeinden Bühlertann und Bühlerzell, die zum Landkreis Schwäbisch Hall wechselten.
Virngrund ist kein politischer, sondern ein geographischer Begriff, ähnlich wie das Allgäu, was bedeutet, dass das Gebiet nicht genau eingegrenzt werden kann. Unter dem Virngrund versteht man das große Waldgebiet nördlich von Ellwangen. Dieses trägt schon seit karolingischer Zeit den alten Namen Virgund, entstanden aus dem lateinischen Hercynia, später dem mittelhochdeutschen Virgunna, was soviel wie Bergwald, Eichwald bedeutet. Dieser Virgund, heute Virngrund genannt, bildet das größte Waldgebiet Ostwürttembergs. Ellwangen liegt aber nicht im Zentrum, sondern am südlichen Rand von diesem Waldgebiet, nämlich an der Landschaftsgrenze vom Keupergebiet zum Albvorland. Die Dörfer im Südosten von Ellwangen, die früheren Gemeinden Röhlingen und Pfahlheim, seit der Eingemeindung 1972 Stadtteile, liegen geologisch gesehen im Schwarzjuragebiet (Lias) und damit im Albvorland; von Ellwangen aus muss man eine der für Südwestdeutschland typischen Schichtstufen überwinden, um ins südöstlich benachbarte Neunheim und damit vom Keupergebiet ins Albvorland zu gelangen. Von Neunheim aus fällt das Gelände mit der für das Schichtstufenland typischen Neigung von einem Prozent nach Südosten ab. - In Ellwangen fällt die Landschaftsgrenze weniger auf, weil das Tal der Jagst das Landschaftsbild bestimmt. Der Ellwanger Bahnhof liegt auf 433 m, der Schönenberg - auf einem Vorsprung der Lias-Hochebene - auf 516 m Meereshöhe; es gibt also durchaus beachtliche Höhenunterschiede, die von der Neunheimer Steige und den steilen Auffahrten zum Schloss und zum Schönenberg überwunden werden. Als 1987 die Autobahn A 7 Würzburg - Ulm fertiggestellt wurde, wurde die Neunheimer Steige "entschärft" durch eine flachere Zufahrt zur Autobahn-Anschlussstelle. Albvorland und Keuperbergland (Virngrund) unterscheiden sich ziemlich stark bezüglich der landwirtschaftlichen Ergiebigkeit der Böden, was zur Folge hat, dass die Lias-Hochebene Altsiedelland ist, landwirtschaftlich stark genutzt wird und es dort dementsprechend wenige Wälder gibt. Seit Eröffnung der Autobahn ist zwischen Neunheim und der Ellwanger Anschlussstelle ein großes Gewerbegebiet entstanden. Dies bedeutet wiederum, dass gerade die besten Ackerböden für Gewerbeansiedlung aufgegeben wurden. - Der nördlich anschließende Virngrundwald wurde wegen der schlechteren Böden erst im Mittelalter besiedelt. Die Dörfer liegen vielfach auf Rodungsinseln, z.B. Dankoltsweiler. Einige Siedlungen sind - vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg - wegen der schlechten wirtschaftlichen Bedingungen wieder aufgegeben worden, z.B. Keuerstadt zwischen Dankoltsweiler und dem Hornberg bei Ellenberg. Mitten im Wald stößt man dort auf eine versteckt liegende Kapelle aus romanischer Zeit. In der Nähe steht ein leerstehendes Forsthaus. |
Wandergebiet Virngrund | |
Bearbeitungsstand: 30.01.2021 |
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